Was läuft gut in der freien Szene in Thüringen? Wo drückt der Schuh noch? Und wie kann der Bundesverband freie darstellende Künste e.V. (BFDK) noch besser helfen? Diese und andere Fragen beschäftigten die Teilnehmer*innen der Diskussionsrunde „Verbände und Verbündete“ – hier gibt es die wichtigsten Diskussionspunkte im Überblick.
– von A.F.
Antragshilfe
Brauchen einzelne Mitglieder Hilfe bei Förderanträgen, GEMA
oder der Künstlersozialkasse, hilft der Landesverband. Das scheint schon ganz
gut zu klappen, da sind sich eigentlich alle einig. In Einzelberatungen bekommt
jeder genau die Infos, die gerade gebraucht werden.
Politische Forderungen
Der BDFK will den Landesverbänden, aber auch einzelnen
Mitgliedern helfen, Forderungen gesammelt und mit größtmöglicher Wirksamkeit an
die Politik heran zu tragen. Klappt das? Schließlich sind Forderungen wie eine
Honorar-Untergrenze ein wichtiges Thema für die Mitglieder. In Rheinland-Pfalz
und im Saarland habe die Unterstützung durch den Dachverband bereits gut
funktioniert, sagt Anne-Cathrin Lessel, Stellvertretende Vorsitzende des BFDK. Ingo
Fritzsche, Geschäftsführer des art der stadt e.V., der früher auch in Jena
tätig war, sieht diesen Unterstützungsversuch eher kritisch: „Verbände kommen
von außen und sind mit den Strukturen vor Ort deshalb nicht so vertraut. Ich
glaube, es braucht mehr Vernetzung auf kommunaler Ebene.“ Ein Arbeitskreis mit
diesem Ziel sei in Jena sehr erfolgreich, da dort Kommunalpolitiker und freie
Szene zusammen Empfehlungen an die Kulturpolitik der Stadt erarbeiten.
Visionen
Wo sehen die Mitglieder die Verbandsarbeit in fünf bis zehn
Jahren? Was sind Träume und Visionen? In Thüringen scheint hier besonders die
Planung eines freien Produktionshauses für den Freistaat im Vordergrund zu
stehen. Hier sollen durch Proberäume und Förderprogramme freie Produktionen
nach Thüringen geholt werden. Auch Festivals, Bildungsangebote oder sogar
Residenzen mit Stipendien sind hier in Planung. Und alles bis 2025. Weiteres
zum Produktionshaus finden Sie hier: https://issuu.com/tathueringen/docs/theatrium1-2018-02
Kontrovers ist das Verhältnis zu einer künstlerischen Ausbildungsstätte
in Thüringen. Bringt das etwas für die Freie Szene? Da sind sich
die Beteiligten nicht einig.
Gastspielförderung
Was sich jedoch alle wünschen, ist eine bessere
Gastspielförderung. Nur wie diese aussehen soll, ist unklar. Soll es Pauschalen
geben, die sich an marktüblichen Preisen orientieren, unabhängig ob Amateur-
oder Profiproduktion? Oder müsste hier genauer differenziert werden? Die
Förderstrukturen differenzieren hier bisher nicht. Die Tendenz geht sogar im
Gegenteil dahin, differenzierte Fördertöpfe zusammenzulegen. Während eine
Pauschalförderung als politische Forderung einfacher zu vermitteln ist, sind
die Bedürfnisse von professionellen und Amateurgastspielen sehr
unterschiedlich. Während die Profis Gagen zahlen müssen, sind Laienspielvereine
oftmals gar nicht auf eine Förderung angewiesen. „Ein Großteil der Amateure in
Deutschland arbeitet ohne Förderung“, sagt Dominik Eichhorn, Bildungsreferent
des Bunds Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT). Hier wäre eine Förderung nur
nötig, um Gastspiele überhaupt möglich zu machen – eine ganz andere Ausgangslage
als in der professionellen freien Szene.
Kurz und knapp:
Insgesamt zeigen sich die Beteiligten positiv über die
Strukturen in Thüringens freier Szene. Grundsätzlich sind alle Anwesenden froh
über mehr Vernetzung und besser gebündelte Forderungen. Wie diese dann aber
genau umgesetzt werden – da sind die Ideen so unterschiedlich wie die
Mitglieder.