06.10.2018

Verbände und Verbündete – Diskussionsrunde


Was läuft gut in der freien Szene in Thüringen? Wo drückt der Schuh noch? Und wie kann der Bundesverband freie darstellende Künste e.V. (BFDK) noch besser helfen? Diese und andere Fragen beschäftigten die Teilnehmer*innen der Diskussionsrunde „Verbände und Verbündete“ – hier gibt es die wichtigsten Diskussionspunkte im Überblick.

 – von A.F.

Antragshilfe

Brauchen einzelne Mitglieder Hilfe bei Förderanträgen, GEMA oder der Künstlersozialkasse, hilft der Landesverband. Das scheint schon ganz gut zu klappen, da sind sich eigentlich alle einig. In Einzelberatungen bekommt jeder genau die Infos, die gerade gebraucht werden.


Politische Forderungen

Der BDFK will den Landesverbänden, aber auch einzelnen Mitgliedern helfen, Forderungen gesammelt und mit größtmöglicher Wirksamkeit an die Politik heran zu tragen. Klappt das? Schließlich sind Forderungen wie eine Honorar-Untergrenze ein wichtiges Thema für die Mitglieder. In Rheinland-Pfalz und im Saarland habe die Unterstützung durch den Dachverband bereits gut funktioniert, sagt Anne-Cathrin Lessel, Stellvertretende Vorsitzende des BFDK. Ingo Fritzsche, Geschäftsführer des art der stadt e.V., der früher auch in Jena tätig war, sieht diesen Unterstützungsversuch eher kritisch: „Verbände kommen von außen und sind mit den Strukturen vor Ort deshalb nicht so vertraut. Ich glaube, es braucht mehr Vernetzung auf kommunaler Ebene.“ Ein Arbeitskreis mit diesem Ziel sei in Jena sehr erfolgreich, da dort Kommunalpolitiker und freie Szene zusammen Empfehlungen an die Kulturpolitik der Stadt erarbeiten.


Visionen

Wo sehen die Mitglieder die Verbandsarbeit in fünf bis zehn Jahren? Was sind Träume und Visionen? In Thüringen scheint hier besonders die Planung eines freien Produktionshauses für den Freistaat im Vordergrund zu stehen. Hier sollen durch Proberäume und Förderprogramme freie Produktionen nach Thüringen geholt werden. Auch Festivals, Bildungsangebote oder sogar Residenzen mit Stipendien sind hier in Planung. Und alles bis 2025. Weiteres zum Produktionshaus finden Sie hier: https://issuu.com/tathueringen/docs/theatrium1-2018-02

Kontrovers ist das Verhältnis zu einer künstlerischen Ausbildungsstätte in Thüringen. Bringt das etwas für die Freie Szene? Da sind sich die Beteiligten nicht einig.


Gastspielförderung

Was sich jedoch alle wünschen, ist eine bessere Gastspielförderung. Nur wie diese aussehen soll, ist unklar. Soll es Pauschalen geben, die sich an marktüblichen Preisen orientieren, unabhängig ob Amateur- oder Profiproduktion? Oder müsste hier genauer differenziert werden? Die Förderstrukturen differenzieren hier bisher nicht. Die Tendenz geht sogar im Gegenteil dahin, differenzierte Fördertöpfe zusammenzulegen. Während eine Pauschalförderung als politische Forderung einfacher zu vermitteln ist, sind die Bedürfnisse von professionellen und Amateurgastspielen sehr unterschiedlich. Während die Profis Gagen zahlen müssen, sind Laienspielvereine oftmals gar nicht auf eine Förderung angewiesen. „Ein Großteil der Amateure in Deutschland arbeitet ohne Förderung“, sagt Dominik Eichhorn, Bildungsreferent des Bunds Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT). Hier wäre eine Förderung nur nötig, um Gastspiele überhaupt möglich zu machen – eine ganz andere Ausgangslage als in der professionellen freien Szene.


Kurz und knapp:

Insgesamt zeigen sich die Beteiligten positiv über die Strukturen in Thüringens freier Szene. Grundsätzlich sind alle Anwesenden froh über mehr Vernetzung und besser gebündelte Forderungen. Wie diese dann aber genau umgesetzt werden – da sind die Ideen so unterschiedlich wie die Mitglieder.