Der Festivalbeitrag des „theater der stadt“ Gotha geht
direkt und ohne Umwege ins Herz. Die Inszenierung „Ente, Tod und Tulpe“ in der
Fassung von Nora Dirisamer, die eigentlich für kleine Theaterbesucher ab 6
Jahren gedacht ist, ist auch für jeden großen Zuschauer mehr als lohnenswert.
Sie nähert sich den schweren und eher düsteren Fragestellungen rund um das
Thema Tod und Sterben auf einfühlsame, kindgerechte und poetische Weise.
Nach
dem gleichnamigen Kinderbilderbuch von Wolf Erlbruch durfte ich hier eine
Inszenierung erleben, die es schafft, die wunderbare Vorlage vielseitig und
bunt in Szene zu setzen – und das mit einfachsten Mitteln.
Die beiden Schauspielerinnen
füllen ihre Rollen überzeugend und detailreich aus. Elisa Oehme überzeugt als
herrlich naive und plitschpatschige Ente, sowohl beim Gründeln und Balzen, als
auch, wenn sie durch ihre neugierigen Fragen langsam immer weiter in die
Thematik vordringt.
Nur schwer kann sie sich an den Gedanken gewöhnen, dass der
Tod nur die letzte einer langen Reihe von Veränderungen im Leben ist. Am Ende
jedoch kann sie gehen, ohne sich zu fürchten.
Daniela Rockstuhl mimt den
distanziert-kühlen, aber doch liebenswerten Tod, den die Ente mit ihrer
Lebensfreude und –energie, ihren Ideen und Fragen und nicht zuletzt mit ihrer
Herzenswärme einnimmt.
Als Zuschauer werde ich Zeuge beim Entstehen einer zarten
Freundschaft, in der der Tod vom Nicht- zum
Doch-Schwimmer wird und sich nach dem Schlafen sogar wie neugeboren
fühlt. Ich erlebe das Aufgehen eines neuen Sternzeichens, der „Kleinen Ente“,
entwickele eine gesunde Abneigung gegen Füchse, eine Vorliebe für Würmer und
werde sicherlich nie wieder guten Gewissens Pekingente süß-sauer essen können.
Das Bühnenbild ist minimalistisch, ein einzelner Koffer wird
zum Teich, zum Baum, zur Kinoleinwand, … Regisseur Willi Wittig hat es mit
seinem kleinen Ensemble geschafft, eine dichte Inszenierung zu erarbeiten, in
der keine Langeweile aufkommt, eine Inszenierung, die trotz ihrer Poesie und
Lebensfreude nicht versucht, das Thema zu beschönigen oder um den Teich…äh…Brei
herumzureden.
Und genau dadurch trifft sie einen Nerv bei mir. Ich ertappe mich
dabei, wie ich mir die Fragen der Ente selbst zu beantworten versuche und
obwohl ich nicht die einzige bin, die am Ende gerührt und still ein Tränchen
verdrückt, ist doch alles nur halb so schlimm.
Denn nicht nur der Tod wird sich
immer an dich erinnern, kleine Ente, auch ich werde das gerne tun!
Jule Hahn / Fotos Bernd Seydel